Wer ist das?

Willy Brandt. Gemalt von Georg Meistermann in 1977. (Die Reproduktion des Gemäldes habe ich aus urheberrechtlichen Gründen vermieden.)

Darf man das? Würden Sie Willy Brandt auf diesem Gemälde erkennen? Ich nicht.

Darf man, auch als berühmter Künstler, Personen so entstellen?

Dieses Bild enthält (abgesehen von dem Haaransatz) keinerlei äußerliche Gestaltmerkmale. Die am unteren Bildrand erkennbare, anscheinend auf einem schmalen Pult aufliegende Hand, mit einem weißen Zettel zwischen den Fingern, weist wohl auf eine Rednersituation hin. Der kleinteilig strukturierte Hintergrund wirkt massiv und dicht an der Person klebend, das Ganze wie ein TV-Ausschnitt eines Bundestagsredners, eingeklemmt zwischen Pult und Rückwand. Der  kastenförmige Oberkörper unterstreicht dieses Gefühl. Der düstere Schlagschatten weist auf die Tragik seiner Person hin. Das alles finde ich gut. Problematisch ist das fragmentarische Gesicht. Es strahlt Schweigen und Ratlosigkeit aus. Passt das zu einem erfolgreichen Politiker? Ja, auch Politiker sind Menschen. Entweder man malt ein glorifizierendes Statusbild oder ein Innenbildnis. Dieses Porträt zeigt Willy Brandt vor seinem Rücktritt wegen der Guillaume-Affäre.

Das Gemälde war eine Auftragsarbeit für die Porträtgalerie der Bundeskanzler im Kanzleramt. Helmut Kohl ließ es entfernen.