07. Mai 2014 · Kommentieren · Kategorien: Dies und das · Tags:

ChemtrailMitnichten, vielmehr eine „secret mission“, wie so viele Dinge in der Welt in der wir leben. Dies sind sogenannte Chemtrails, die an schönen Tagen mit blauem Himmel als Kondensstreifen zahlreicher militärischer Flugzeuge in „schönen“ sich kreuzenden Bahnen den Himmel durchpflügen und nach kurzer Zeit eine flächendeckende Wolkendecke schaffen. Selbst in Zeiten des Kalten Krieges gab es eine solche Konzentration an Flugbewegungen nicht. Man erinnert sich: Normale Kondensstreifen bleiben schmal und verlieren sich nach einiger Zeit. Diese aber breiten sich aus.

Wenn Sie mehr wissen wollen, googeln Sie mal nach „Chemtrails“. Sie werden viele Informationen finden, nur meines Wissens keine von Politikern. Ein Aufsatz in der gestrigen Rheinzeitung unter dem Titel „Kondensstreifen: Verschwörung am Himmel? Theorien über Chemtrails frei erfunden“ brachten mich auf die Palme. Jörg Lorenz hat ein „Aufklärungsbuch“ geschrieben, und dieses wurde hier vorgestellt. Er lässt nichts aus, was die „Chemtrailanhänger“ ins Lächerliche zieht. Selbst eine Verbindung zu Neonazis wird hergestellt und die Furcht geschürt, dass solche Leute „mal durchdrehen und eine Attacke auf ein Flugzeug starten“.

Für jedes Argument gibt es ein Gegenargument, für jedes Gutachten ein Gegengutachten. Man darf in unserer Zeit weder dem einen noch dem anderen glauben. Man muss die Interessen, die damit verbunden sind, hinterfragen. Also: Wer ist Jörg Lorenz? Wer hat sein Buch und ihn bezahlt?

28. Februar 2014 · Kommentieren · Kategorien: Dies und das · Tags: ,

was_ist_kunst14Wissen Sie was Kunst ist? Kunst ist ein sehr dehnbarer Begriff. Was heute Kitsch ist, kann morgen schon Kunst sein. Qualitätskriterien spielen meist nur eine geringe Rolle. Wichtiger ist eine erfolgreiche Marketingstrategie. Jeff Koons ist das beste Beispiel dafür.

Ein kleines Taschenbüchlein, welches ich seit 1987 besitze, fiel mir dieser Tage in die Hände. Ich benutzte es früher öfter, um mit  meinen Schülern über diesen Begriff zu diskutieren.

Unter der Nummer 1059 gibt es ein Zitat von Adam Jankowski (aus Materialien zur documenta6):

Der Mythos der Autonomie bröckelt auch an anderen Ecken: die Ausstellungspraxis zeigte sehr schnell, dass die Kunst in der kapitalistischen Industriegesellschaft eine Ware wie jede andere ist, dass die Inhalte der Bilder niemanden interessieren, sondern dass es ausschließlich auf die warenästhetische Maske der Bilder – auf ihre Verpackung – ankommt. Für die Zirkulation der Ware Kunst sorgt monopolartig der kommerzielle Kunstbetrieb, er entscheidet darüber, was Kunst ist und was nicht, damit entscheidet er auch darüber, welcher Künstler von seiner Kunst leben kann und welcher nicht.

Das ist wohl wahr, tangiert mich aber persönlich nicht. Ich habe keinen Zugang zur kapitalistischen Industriegesellschaft und in meinen Ausstellungen und bei meinen Verkäufen bin ich der Überzeugung, dass sich Besucher und Käufer für mich und meine Bilder interessieren und nicht für den Marktwert und eine spekulative Geldanlage.

Das Büchlein gibt es immer noch zu kaufen. Bei Amazon sah ich es im Angebot für 3 Cent. Die Neuauflage kostet etwas mehr und bietet mittlerweile 1460 Antworten auf die Frage „Was ist Kunst?“

Helmut Haack liest aus seinem neuen Buch „Waldgeflüster“. Lesung am Seniorennachmittag  in Keidelheim im Februar 2014. Herr Haack ist nicht nur ein vielseitiger Hunsrücker Autor, sondern auch ein vorzüglicher Zeichner.

Sissi Adelig

affection13Saatchi hat wieder einen neuen Wettbewerb. Das ist immer eine spannende Geschichte, wenn auch die Erfolggsaussichten äußerst gering sind. Die Besucher vergeben pro Bild Punkte. Von über 6000 beteiligten Künstlern werden nur 30 mit den meisten Besucherpunkten für die nächste Runde ausgewählt, in der professionelle Juroren die Sieger küren. Diese Besucherrunde läuft nur bis zum 9. Februar. Um eine Stimme abzugeben, müssen Sie sich aber bei Saatchi anmelden. Insgesamt gesehen ist Saatchi ein interessantes Kunstportal.

Der englische Bildhauer Willard Wigand haut nicht mehr Bilder. Er ist zum „Kleinstkünstler“ mutiert und hat damit weitaus mehr Erfolg. Es ist fast unglaublich, was er macht. Er arbeitet mit Fusseln und Staubkörnern und passt seine Plastiken beispielsweise in ein Nadelöhr ein. Ich habe nur ein Problem damit: Ist das Kunst oder Kunsthandwerk?

http://www.willard-wigan.com/gallery.aspx?AspxAutoDetectCookieSupport=1

Seine Arbeiten sind noch bis 16. März im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen.

weihnachten2013

Wer ist das?

Willy Brandt. Gemalt von Georg Meistermann in 1977. (Die Reproduktion des Gemäldes habe ich aus urheberrechtlichen Gründen vermieden.)

Darf man das? Würden Sie Willy Brandt auf diesem Gemälde erkennen? Ich nicht.

Darf man, auch als berühmter Künstler, Personen so entstellen?

Dieses Bild enthält (abgesehen von dem Haaransatz) keinerlei äußerliche Gestaltmerkmale. Die am unteren Bildrand erkennbare, anscheinend auf einem schmalen Pult aufliegende Hand, mit einem weißen Zettel zwischen den Fingern, weist wohl auf eine Rednersituation hin. Der kleinteilig strukturierte Hintergrund wirkt massiv und dicht an der Person klebend, das Ganze wie ein TV-Ausschnitt eines Bundestagsredners, eingeklemmt zwischen Pult und Rückwand. Der  kastenförmige Oberkörper unterstreicht dieses Gefühl. Der düstere Schlagschatten weist auf die Tragik seiner Person hin. Das alles finde ich gut. Problematisch ist das fragmentarische Gesicht. Es strahlt Schweigen und Ratlosigkeit aus. Passt das zu einem erfolgreichen Politiker? Ja, auch Politiker sind Menschen. Entweder man malt ein glorifizierendes Statusbild oder ein Innenbildnis. Dieses Porträt zeigt Willy Brandt vor seinem Rücktritt wegen der Guillaume-Affäre.

Das Gemälde war eine Auftragsarbeit für die Porträtgalerie der Bundeskanzler im Kanzleramt. Helmut Kohl ließ es entfernen.

Heute war sie im Briefkasten, gratis, wie in 41 Millionen Haushalten in Deutschland, angeblich um die Bundesbürger aufzurufen zur morgigen Wahl zu gehen.

Abgesehen von viel finanzierungskräftiger Werbung gibt es auch einen Aufsatz von Lüpertz mit der Headline „Politik macht Kunst„. Signifikant sind die fett gedruckten Sätze des Professors, dessen Werke „in den wichtigsten Museen der Welt zu sehen sind“: Zitat: „Haben es aber die Mächtigen nicht verdient … der Kunst als Vorlage zu genügen, sollte der Maler – wenn er kann – die Berührung mit einer so geforderten Aufgabe tunlichst vermeiden. Oder in der heutigen Zeit auf die Gleichgültigkeit der Fotografie verweisen. Denn die Fotografie sieht lediglich in der Ähnlichkeit und in der Wiedererkennbarkeit ihren Erfolg.“ Überheblich und pauschalierend. Großspurig und lächerlich.

Niveau? Im roten Bild-Logo: „Unabhängig . Überparteilich“. Wer bezahlt eigentlich die 41 Millionen Exemplare? Sie sind wohl als Parteienspende abzuhaken. Die Internetpräsentation http://www.bild.de/politik/startseite/politik/home-16804552.bild.html gibt Aufschluß. Der Kopfbanner: „Morgen beide Stimmen CDU“. Na also. Ekelig.

Kennen Sie Meese, Jonathan Meese, den mit dem Hitlergruß?

Wegen eines solchen in einer Kunstperformance musste er sich vor Kurzem vor Gericht verantworten, wegen „Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen“.

Ich mag Meeses Kunst, seine Gemälde. Performances mag ich nicht besonders. Ich halte sie für Show, für Unterhaltung, für Wichtigtuerei. Für Künstler, die in den Markt drängen, sind sie wahrscheinlich sehr wichtig. Das Publikum liebt Shows mehr als stille Bilder an der Wand, und die Presse greift meist euphorisch darauf zu, egal, Hauptsache Presse, belebt das Geschäft.

Meese hat wiederholt Hitlergrüße in seinen Performances, oder auch andere aufregende, man könnte auch sagen geschmacklose Dinge. Soll er doch. Man muss es sich ja nicht ansehen. Wir leben in einer Demokratie, in einer multikulti Gesellschaft, in einer globalisierten Welt – oder was es sonst noch an schönen Worten gibt. Wir sind tolerant, aufgeklärt, weitgereist – oder auch nicht. Was es an Unerfreulichem gibt, darüber klären uns tagtäglich die Medien auf. Wir haben die Freiheit uns dieser oder jener Meinung anzuschließen, sie zu vertreten, dafür einzutreten. Klar, die Freiheit kann nicht grenzenlos sein. Gewisse Regeln müssen eingehalten werden. Gilt das auch für die Kunst? Gibt es die „Totale Kunst, die „Autonome Kunst“?

Zurück zu Meese. Er ist kein Rechtsradikaler, kein Neonazi, kein Guantanamoanwärter. Warum macht er das dann, das mit dem Hitlergruß? Was ich in einem Spiegelinterview (29/2013) las, gibt mir zu denken: Zitat „Bezogen auf die Kunst, ist Demokratie die Lehre des optimierten Mittelmaßes. Der Künstler war noch nie so harmlos und weltgleichgeschaltet wie heute. Der ist noch nicht mal mehr der Narr, der dem König den Spiegel vorhält.“ Da hat er wohl recht. Man hat echt Angst davor, dass der Hitlergruß Nachahmer findet. Meese droht vereinnahmt zu werden. Da wird er nicht gefragt, ob er das will. Das Schreckgespenst des Terrorismus geht um. Wie schnell kann man heute ein Terrorist werden, ohne dass man es will oder ist?

Dessen ungeachtet vertritt Meese das Prinzip der Autonomie der Kunst. Zitat: „Kunst muss immer gegen das herrschende System sei…Ich bekämpfe jede Ideologie… Ich verlange die totale Entpolitisierung und Entideologisierung“. Meese wurde freigesprochen und das ist gut so. Dazu Meeses Anwalt P. Decker: Zitat „Das Gericht entscheidet, was Kunst ist und was nicht“ (DerSpiegel 31/2013). Der Prozess wird fortgesetzt.

Im „STERN“ Nr.31  äußert Mathias Döpfner (Springer-Chef) in einem Gespräch über Richard Wagner:  Zitat  „Was Künstler in ihrem Privatleben tun und mit ihrem Werk ausdrücken wollen, ist völlig unerheblich. Das Werk ist autonom …. Was will uns das Werk sagen… – das ist in etwa die dümmste Frage der Kunstgeschichte….Es ist völlig unerheblich, was der Künstler mit seinem Werk sagen wollte. Was sagt es mir, was kann ich in dem Werk entdecken. Darum geht es in der Kunst.“

Meiner Meinung nach ist das eine so wichtig wie das andere. Für den Betrachter in Ausstellungen ist die Geschmacksfrage ausschlaggebend. „Gefällt mir das Kunstwerk, spricht es mich an?“ Eher selten wird die Person des Künstlers/der Künstlerin hinterfragt. Dies wird in Einzelausstellungen eher der Fall sein, insbesondere wenn auch der Künstler,/die Künstlerin anwesend ist. Aber selbst dann bleibt die Beschäftigung mit dem Produzenten meist ein Show-Event. Käufer in Ausstellungen sind davon selten auszunehmen. Anders dürften wohl  Kunstsammler und Kunstvermittler handeln. Bei Kunstsammlern ist allerdings nicht auszuschließen, dass sie ausschließlich an Rendite interessiert sind. Der Künstlername ist wichtig, aber nicht die Person des Künstlers.

Wer hat denn überhaupt noch Interesse an dem Künstler/der Künstlerin, seinem/ihrem Leben, dem Werdegang, der künstlerischen Entwicklung, dem „warum so“ und nicht anders?  Das Kunstwerk gehört auf ewig dem Künstler/der Künstlerin, auch wenn es verkauft ist. Es ist ein Teil seiner Seele.